Die Schweiz hat den höchsten Ausländeranteil in Europa. Dieser Umstand ist in der Eidgenossenschaft jedoch weniger drastisch spürbar, da die wichtigsten Migrantengruppen aus europäischen Nachbarländern stammen. Exemplarisch hierfür steht die zweitgrößte Ausländergruppe der Schweiz: Die Deutschen. Viele von ihnen sind in ihrem Berufsfeld gut ausgebildete und disziplinierte Arbeitnehmer, oftmals handelt es sich bei ihnen um Spezialisten im Bereich Medizin, Gesundheit oder Ingenieurswesen. Das entscheidende Grundproblem der Überbevölkerung wird jedoch auch durch diesen Zustrom weiter verschärft. Ebenso gibt es in der Schweiz kulturelle Reibereien zwischen Deutschen und Schweizern. Ein Überblick.
Im letzten Jahrzehnt sind Millionen Migranten aus der Dritten Welt nach Deutschland geströmt. Das Land von Angels Merkels „Wir schaffen das“ erlebt insbesondere seit 2015 eine dramatische Abwanderung von Einheimischen, während Migranten aus aller Welt ins Land strömen. Dieser Trend war jedoch auch bereits vor 2015 spürbar.
Seit dem Jahr 2000 kehrten jedes Jahr zwischen 100`000 bis 200`000 deutsche Staatsbürger ihrem Land den Rücken und wanderten ins Ausland ab. Die grün-linke Politik „Arbeitskräfte aus dem Ausland“ anzuwerben, um den Fachkräftemangel zu lösen, scheint ein zusätzlicher Faktor zu sein, warum deutsche Fachkräfte in Scharen das Land verlassen. Die meisten Deutschen wählen die Schweiz als neue Heimat.

Die Deutschen in der Schweiz
Bei den Deutschen handelt es sich um die wohl hochqualifizierteste Migrantengruppe in der Schweiz. Etwa 55 Prozent der deutschen Zuwanderer haben einen akademischen Abschluss. 30% – 40% haben eine abgeschlossene Ausbildung und lediglich 10% von ihnen verfügen über keinen höheren Bildungsabschluss.
Die Schweiz als Zielland für auswanderungswillige Deutsche ist das Ergebnis einer Wechselbeziehung. Die Deutschen können so ihrem bürokratischen Staat und den vielschichtigenen Missständen in ihrer Heimat entkommen, ohne weit von Familie und Freunden in der Heimat entfernt zu sein. Mit einer eigenen Währung und im Vergleich wesentlich höheren Löhnen, einer funktionsfähigen Infrastruktur sowie auch zuverlässigem öffentlichen Verkehr und einem funktionalen staatlichen Verwaltungsapparat, ist die Schweiz umso attraktiver für die Deutschen.
Die Schweizer Wirtschaft wirbt wiederum gezielt Deutsche an, vor allem im gesundheitlichen und gastronomischen Sektor. Gute Ausbildungen sind vorhanden, es herrscht eine hohe kulturelle Kompatibilität, es gibt keine Sprachbarriere und Deutsche gelten grundsätzlich als zuverlässige und disziplinierte Arbeitnehmer. Durch dieses Verhältnis wurden die Deutschen, unmittelbar nach den italienischen Staatsangehörigen, zur zweitgrössten Ausländergruppe in der Schweiz.
Viele von ihnen sind bereits lange genug im Land, um die Anforderungen einer Einbürgerung zu erfüllen. Dies nehmen jedes Jahr Tausende in Anspruch, Tendenz steigend.

Kultureller Konflikt – Schweizerischer Deutschenfeindlichkeit
In der Schweiz leben rund 316`000 Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Ihre tatsächliche Anzahl mit Einbürgerungen dazugerechnet, lässt sich nur schätzen. Es dürfte sich um mehr als eine halbe Million handeln. Das wären rund 7% der schweizerischen Gesamtbevölkerung von 9 Millionen Menschen.
Oft kritisieren die Deutschen in den sozialen Medien, dass eine grundsätzliche Negativhaltung gegenüber Deutschen in der Schweiz herrschen würde. Auch deutsche Rückwanderer begründen ihre Heimkehr manchmal mit einer feindlichen Haltung, die sie gegenüber sich selbst in der Schweiz wahrgenommen hätten.
Dies mag für viele überraschend klingen, denn Deutsche und Schweizer stehen sich als Völker und Menschen doch eigentlich so nahe, dass manche die Deutschschweizer gar selbst zu Deutschen erklären würden.
Der Grund für den Konflikt dürfte schlicht in der grossen Zahl liegen, mit der die Deutschen in der Schweiz vertreten sind. Allein schon die hochdeutsche Sprachweise dient der Identifizierung als Fremdgruppe. Viele Deutsche sprechen auch nach zehn bis zwanzig Jahren in der Schweiz kaum ein Wort eines einheimischen Dialekts. Gerade dies ist aber eines der Hauptmerkmale regionaler Schweizer Identität.
Dazu kommt ein gewisser Mentalitätsunterschied. Deutsche werden von Schweizern grundsätzlich als sehr forsch, direkt und unhöflich wahrgenommen. Viele deutsche Standards im alltäglichen Umgang mit anderen Menschen werden von Schweizern als ungehobelt und überaus direkt wahrgenommen. Dass dies den Deutschen selbst gar nicht bewusst ist, ist ein typisches Grundproblem kultureller Konflikte.
Ebenso werden Deutsche oftmals für ihr vermeintlich ideologisches Gedankengerüst kritisiert. In konservativen Schweizer Blättern finden sich oftmals Artikel, die das Wahlverhalten eingebürgerter Deutscher kritisieren. Durch die ideologische Indoktrination und eine von grün-linken Ideen beherrscht Gesellschaft, tragen viele Deutsche diese auch ins nächste Land mit. Vor allem diejenigen mit akademischer Ausbildung erweisen sich auch in der Schweiz als loyale Vertreter einer linksliberalen Ideologie, die einer wesentlich konservativeren Gesellschaftshaltung in der Schweiz zuwiderläuft. Das ist umso erstaunlicher, da viele Deutsche überhaupt erst wegen der Missstände und Probleme aus ihrer Heimat ausgewandert sind, die wiederum durch diese Ideologie verursacht worden sind.
Die angebliche feindliche Haltung der Schweizer gegenüber den Deutschen sollte trotz dieser Umstände nicht überbewertet werden. Auch wenn es spezielle Klischees und eigene Schimpfwörter für Deutsche hierzulande gibt, ist diese kritische Haltung der Schweizer kaum ausgeprägter als gegenüber anderen Gruppen.

Überbevölkerung als Grundproblem
Als zweitgrösste Migrantengruppe nach den Italienern liegt der Konflikt wohl viel mehr in der blossen Anzahl der Deutschen im Land. Viele Schweizer verorten das Grundproblem ihres Landes in der Migration und der damit verbundenen Überbevölkerung. Dieses Thema wird bei der SVP, der grössten politischen Partei der Schweiz, auch dominant thematisiert. Als europäische Willensnation mit einer wirtschafts-bürgerlichen Einstellung sehen viele Schweizer das Problem der Überbevölkerung deutlich, erkennen die deutsche Einwanderung als wesentlichen Faktor und gelangen daher zu dem Schluss, dass es sich um ein Problem handelt. Die Kollaboration vieler Deutscher mit links-grüner Ideologie verstärkt ebenfalls die Wahrnehmung von ihnen als einer Migrantengruppe im Innern, die gegen die Eigeninteressen der Schweiz handelt.
Faktisch wären die Deutschen ohne diesem ideologischen Balats jedoch die perfekte Migrantengruppe für die Schweiz. Zieht man eine Bilanz mit anderen Migrantengruppen und deren Kerneigenschaften, fällt diese fast immer zu Gunsten der Deutschen aus.
Das Schweizer Grundproblem der Überbevölkerung und Flächennot wird jedoch grundsätzlich mit der Migration verstärkt. Bei der Lösung dieses Problems gäbe es jedoch wesentlich vielversprechendere Ansätze, als die deutsche Diaspora zu verringern. Darunter fallen nicht nur bestimmte andere Migrantengruppen, sondern ebenso grundsätzliche Probleme in der gesetzlichen Regelung der Einwanderung oder des Asylrechts, die dringend einer fundamentalen Reform bedürfen.